Ob Esstisch, Kommode oder antiker Schaukelstuhl – frisch lackierte Holzmöbel wirken anfangs wie aus dem Einrichtungskatalog. Doch nach ein paar Monaten, manchmal sogar Wochen, sieht die Farbe plötzlich müde aus. Der einst satte Ton wird blasser, fleckig oder bekommt einen Gelbstich. Was läuft da schief? Warum ist die Lackierung offenbar nicht für die Ewigkeit gemacht?
Genau das schauen wir uns heute mal an. Denn wer schon mal stundenlang geschliffen, gestrichen und versiegelt hat, der will, dass sich die Mühe auch lohnt. Und niemand hat Lust, das alle paar Monate zu wiederholen. Also: Was bringt unsere geliebten Holzmöbel so schnell zum Verblassen – und was können wir dagegen tun?
Lackierte Holzmöbel im Alltag: Schön, aber empfindlich?
Lackierte Holzmöbel sind beliebt – keine Frage. Sie sehen elegant aus, lassen sich gut reinigen und schützen das Holz vor Kratzern, Flüssigkeiten und Abnutzung. Klingt nach einer Win-Win-Situation, oder? Wäre da nicht das Problem mit der Farbe.
Vor allem bei hellen Lacken oder bunten Farben fällt es schnell auf: Der Lack verliert an Leuchtkraft. Besonders ärgerlich, wenn du ein Erbstück aufwendig aufgearbeitet hast oder ein Designerstück teuer gekauft hast – und dann sieht es plötzlich aus, als wäre es Jahrzehnte alt. Na toll.
Ein häufiger Schuldiger: UV-Strahlung. Genau wie deine Haut leidet auch Lack unter Sonneneinstrahlung. Die Farbpigmente verändern sich, werden instabil, bleichen aus. Wer also einen Couchtisch direkt vor der Fensterfront stehen hat, darf sich nicht wundern, wenn er irgendwann aussieht wie ein verblasstes Foto aus den Achtzigern.
Sonnenlicht, Hitze und Luft: Das unheilige Trio
Die Kombination aus Licht, Wärme und Sauerstoff ist der Endgegner für jede Lackierung. UV-Strahlen zerlegen die chemischen Verbindungen der Farbpigmente regelrecht. Gleichzeitig führt Hitze dazu, dass der Lack spröde wird – er verliert an Elastizität und kann winzige Risse bekommen. Dort dringen dann Sauerstoff und Feuchtigkeit ein, und das Spiel beginnt von vorn.
Nicht zu vergessen: Temperaturunterschiede. Ein Möbelstück, das tagsüber in der Sonne steht und nachts abkühlt, dehnt sich ständig aus und zieht sich wieder zusammen. Das stresst nicht nur das Holz, sondern auch den Lack darüber. Der wird dadurch schneller brüchig – und mit der Zeit verändert sich dadurch auch der Farbton.
Farbe verblasst durch falsche Pflege
Mal ehrlich – wie oft wischt du deine Möbel richtig ab? Und womit? Viele greifen zu aggressiven Reinigern, die eigentlich eher fürs Bad gedacht sind als für empfindliche Oberflächen. Oder man denkt sich: „Komm, ein bisschen Allzweckreiniger schadet schon nicht.“ Doch das kann ganz schön nach hinten losgehen.
Lösungsmittel in Reinigern greifen die oberste Lackschicht an – sie wird matt, stumpf und irgendwann porös. Und dann sind wir wieder bei dem Punkt, dass Feuchtigkeit und UV-Strahlung leichtes Spiel haben. Selbst Glasreiniger mit Alkohol ist keine gute Idee. Und ganz ehrlich: Holz mag keine Nässe. Punkt.
Qualität des Lacks: Billig vs. langlebig
Auch die Qualität der verwendeten Lacke spielt eine große Rolle. Möbel aus dem Baumarkt oder vom Discounter sind oft mit günstigen, schnell trocknenden Lacken behandelt. Diese sehen anfangs gut aus, halten aber deutlich weniger lang als hochwertige Systeme, wie man sie etwa im Möbelbau oder bei Restaurierungen verwendet.
Ein Zwei-Komponenten-Lack oder ein UV-beständiger PU-Lack ist zwar aufwendiger in der Verarbeitung, bietet aber deutlich mehr Schutz – sowohl gegen Verblassen als auch gegen Kratzer. Wenn du also selbst Möbel lackierst, lohnt es sich, nicht am falschen Ende zu sparen. Und falls du neue Möbel kaufst: Frag ruhig mal nach, welche Art von Lack verwendet wurde.
Was kann man dagegen tun?
Du willst nicht jedes Jahr nachstreichen? Verständlich. Hier ein paar Tipps, wie du die Farbintensität deiner lackierten Holzmöbel länger erhältst:
✓ Standort prüfen: Möbel möglichst nicht dauerhaft in direkter Sonne stehen lassen. Lieber etwas versetzen oder mit Vorhängen bzw. Jalousien arbeiten.
✓ Schutzlack verwenden: UV-beständige Klarlacke oder Versiegelungen helfen, die Farbe zu konservieren.
✓ Sanft reinigen: Mikrofasertücher, milde Seifenlauge – das reicht völlig aus. Keine aggressiven Mittel oder Scheuerschwämme.
✓ Luftfeuchtigkeit beachten: Zu trockene oder zu feuchte Luft setzt nicht nur dem Holz, sondern auch dem Lack zu. Ein Raumklima zwischen 40–60 % Luftfeuchtigkeit ist ideal.
✓ Möbel wachsen: Auch wenn das eher bei geöltem Holz üblich ist – es gibt spezielle Pflegeprodukte für lackierte Flächen, die einen zusätzlichen Schutzfilm auftragen.
Aus dem Alltag: Wenn der Lack ab ist
In Online-Foren liest man viele Geschichten von Leuten, die ihre Möbel mühsam lackiert haben – nur um sich Monate später zu ärgern. Eine Userin berichtete, dass ihr farbenfroher Schreibtisch im Kinderzimmer nach nur drei Monaten blassrosa statt knallpink war. Das Zimmer lag auf der Südseite, ohne Vorhang. Ergebnis: UV-Strahlen 1, Lack 0.
Ein anderer Nutzer hatte seine Kommode mit Acryllack behandelt – nach dem ersten Sommer stand sie halb im Schatten, halb in der Sonne. Jetzt ist die eine Seite dunkler als die andere. Ästhetisch? Eher nicht. Aber genau das zeigt: Der Teufel steckt im Detail. Kleine Umstände können auf Dauer große Auswirkungen haben.
Fazit: Warum verblasst Lack so schnell?
Kurz gesagt: Lackierte Holzmöbel sind zwar schön, aber auch anspruchsvoll. UV-Strahlen, Temperaturwechsel, aggressive Reiniger oder minderwertige Lacke setzen ihnen schneller zu, als man denkt. Wenn du aber ein bisschen auf Standort, Pflege und Qualität achtest, kannst du deine Möbelstücke viel länger in strahlendem Glanz genießen.
Und wenn doch mal was verblasst – hey, das ist die perfekte Ausrede für ein kleines Upcycling-Projekt, oder? 😉