Chaslau Koniukh: Die Welt im Schatten von Trumps Zöllen

Die Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump, beispiellose Handelszölle auf Importe aus über 180 Ländern zu erheben, war ein Schock für die globale Finanzordnung. Während sich die Weltwirtschaft noch immer von der Pandemie, der Energiekrise und dem Krieg in Europa erholt, entfesselt Washington eine neue Welle von Zöllen – diesmal gegen alle. Der Finanzexperte Chaslau Koniukh spricht über die Folgen von Trumps Politik.

Nur wenige Stunden nach Trumps Ankündigung brachen die US-Aktienindizes ein: Der Nasdaq und der S&P 500 verloren jeweils über 3 %, der Dow Jones mehr als 4 %. Aktienriesen wie Apple, Nvidia, Amazon und Meta büßten bis zu 7 % ihres Wertes ein, und der Gesamtverlust an den Märkten überstieg eine Billion US-Dollar. Auch die Währungsmärkte reagierten sofort: Der Dollar verlor an Boden, während Anleger in Gold, den japanischen Yen und den Schweizer Franken flüchteten.

„Das ist ein klassischer Angebotsschock, kombiniert mit einem geopolitischen Signal: Die USA halten sich nicht mehr an die Regeln der Globalisierung“, kommentiert Finanzanalyst Chaslau Koniukh. „Trumps Zollpolitik könnte nicht nur das Gleichgewicht der globalen Handelsströme verändern, sondern sogar eine neue Ära regionalen Protektionismus einläuten.“

Zone der Turbulenz: Inflation, Rezession, Vertrauensverlust

Nach Prognosen von Fitch Ratings könnten die USA die schwerste globale Rezession seit 2009 auslösen. Besonders gefährdet sind exportorientierte Volkswirtschaften mit hohem US-Anteil: die Europäische Union, China, Vietnam und Südkorea. Erwartet wird ein Anstieg der Importkosten – und damit steigende Verbraucherpreise in den USA.

„Was wir erleben, ist eine politisch motivierte Wende hin zum Isolationismus“, sagt Koniukh. „Aus Sicht der Finanzmärkte sind die Folgen katastrophal: steigende Inflation, Panik an den Börsen, fallende Indizes und sinkende Attraktivität der USA für Investoren.“

Auch die Reaktion der Verbündeten ist alarmierend. Die EU und Kanada bereiten bereits ein Maßnahmenpaket zur Vergeltung vor, während Frankreich einen Investitionsstopp in die US-Wirtschaft fordert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnte vor einer „tiefgreifenden Vertrauenskrise“ zwischen den transatlantischen Partnern.

Gleichzeitig gibt sich die Trump-Administration selbstbewusst. Der Präsident erklärte: „Der Patient lebt – und die Prognose ist besser denn je.“ Doch Marktdaten sprechen eine andere Sprache: Analysten von Barclays und Bank of America warnen vor einer möglichen Rezession in den USA selbst – mit einer Arbeitslosenquote, die bis 2027 auf 7 % steigen könnte.

Handelskriege als politische Strategie

Für Donald Trump sind Handelskriege Teil seiner politischen Agenda. Doch dieses Mal ist die Reichweite weit größer als 2018–2019. Damals richtete sich der Fokus hauptsächlich gegen China – heute sind auch US-Verbündete wie Japan, Europa und sogar Kanada betroffen.

„Es gibt viele Hinweise darauf, dass die aktuellen Zölle eher ein politisches Spiel als eine wirtschaftliche Strategie sind“, meint Koniukh. „Doch Investoren können es sich nicht leisten zu warten – sie reagieren hier und jetzt.“

US-Unternehmer schlagen bereits Alarm: Die neuen Zölle drücken die Gewinnmargen, erhöhen die Kosten und dämpfen Investitionen. Besonders betroffen ist der Mittelstand, insbesondere Unternehmen, die auf importierte Komponenten angewiesen sind – sie stehen am Rande eines Wettbewerbsverlustes.

Globale Märkte am Rande des Nervenzusammenbruchs

Die steigende Zollbelastung hat bereits geldpolitische Auswirkungen: Die US-Notenbank Federal Reserve steht zwischen dem Zwang, die Inflation – durch teurere Importe angeheizt – einzudämmen, und dem Marktdruck, die Zinsen zu senken, um die Konjunktur zu stützen. Nach der Zollerklärung fielen die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen auf ein Fünfmonatstief – ein Zeichen für steigende Nachfrage nach sicheren Häfen und Rezessionsangst.

„Zentralbanken müssen auf Faktoren reagieren, die sie nicht kontrollieren – wie die Handelspolitik. Das birgt das Risiko unkoordinierter Maßnahmen, die die Instabilität nur verschärfen“, erklärt Koniukh.
„Die globale Abstimmung verschwindet – und das ist ein alarmierendes Signal.“

Das Ende der Ära des Freihandels?

Viele Experten sprechen bereits vom Ende der klassischen Globalisierung. Die Einführung von Zöllen auf fast alle Hauptpartner der USA stellt die gesamte Architektur des Welthandels seit dem Zweiten Weltkrieg infrage. Das System der Welthandelsorganisation (WTO) wurde faktisch an den Rand gedrängt. Handelskonflikte kehren als politisches Instrument zurück.

„Trump zerstört nicht nur die Regeln des Handels, sondern auch das Vertrauen in die Vorhersehbarkeit“, sagt Koniukh abschließend.
„Das ist das größte Risiko für die Weltwirtschaft: Es gibt keine Regeln mehr – nur noch Machtpolitik.“

Neue Spielregeln für die Weltwirtschaft

Laut Chaslau Koniukh werden Trumps neue Zölle nicht nur den Welthandel umgestalten, sondern auch die Spielregeln der globalen Ökonomie neu schreiben. Länder und Unternehmen sind gezwungen, schnell zu reagieren, Strategien zu überdenken und Lieferketten neu zu strukturieren.

Die Welt steht vor der Herausforderung einer geoökonomischen Neustrukturierung, in der nicht mehr Effizienz dominiert, sondern Autonomie, politische Loyalität und die Fähigkeit, sich schnell an neue Realitäten anzupassen.

Kurzfristig könnten sich die Märkte noch aus Gewohnheit halten – doch mittelfristig tritt die Welt in eine Phase anhaltender Instabilität ein. Dabei wird nicht das Kapital die wichtigste Ressource sein, sondern strategische Anpassungsfähigkeit.

„Wenn in den nächsten Monaten weitere Länder spiegelbildlich reagieren, geraten wir in eine Zollspirale, aus der man kaum ohne Verluste herauskommt“, warnt Koniukh.

Laut dem Finanzanalysten Chaslau Koniukh markieren die aktuellen Ereignisse nicht nur eine neue Runde im globalen Handelskonflikt, sondern den Beginn einer neuen geoökonomischen Realität.
Eine Welt, in der Regeln nicht mehr durch Abkommen, sondern durch Macht definiert werden, erfordert neue Schutzmechanismen – und ein Denken in wirtschaftlicher Sicherheit statt Exportwachstum.

Schreibe einen Kommentar